Wie künstliche Intelligenz zur Pfarrerin wurde: In der Paulskirche in Fürth wurde erstmals in Deutschland ein KI-generierter Gottesdienst abgehalten

Von Bohdana Sukhetska | 14.06.2023, 19:30
Wie künstliche Intelligenz zur Pfarrerin wurde: In der Paulskirche in Fürth wurde erstmals in Deutschland ein KI-generierter Gottesdienst abgehalten

Deutschlands erstmaliger KI-Gottesdienst fand in der St. Paul Kirche in Fürth statt und wurde von Jonas Simmerlein, einem Theologen und KI-Künstler aus Wien, geleitet.

Was bekannt ist

Der Gottesdienst wurde fast vollständig von Künstlicher Intelligenz (KI) generiert und von Avataren auf einer großen Leinwand über dem Altar dargestellt. Etwa 300 Menschen nahmen an diesem experimentellen lutherischen Gottesdienst teil, der Teil der Jahrestagung der Protestanten in Bayern war. Der Gottesdienst umfasste eine Predigt, Gebete, Musik und Segnungen und dauerte insgesamt 40 Minuten.

Jonas Simmerlein erklärte, dass ungefähr 98% des Gottesdienstes von der KI erstellt wurden. Er beauftragte die KI damit, basierend auf dem Motto der Tagung und bestimmten Anforderungen wie Psalmen und Gebeten, eine Predigt zu entwickeln. Das Ergebnis war ein überraschend solider Gottesdienst, dem die Gläubigen aufmerksam folgten.

Die KI-generierten Avatare auf der Leinwand hatten jedoch ihre Grenzen. Einige Gläubige empfanden die Darbietung als emotionslos und monoton. Andere waren hingegen von der technischen Umsetzung beeindruckt. Es wurde festgestellt, dass die KI nicht in der Lage war, auf die Reaktionen der Gemeindemitglieder einzugehen, wie es ein menschlicher Pastor tun würde. Dennoch erkannten viele Teilnehmer das Potenzial der Nutzung von KI in der Religion, beispielsweise um Gottesdienste für Menschen zugänglicher zu machen, die aus verschiedenen Gründen nicht persönlich daran teilnehmen können.

Es wurde betont, dass KI keinen Ersatz für menschliche Pastoren darstellen kann, da die persönliche Beziehung zwischen Prediger und Gemeinde eine wichtige Rolle im Gottesdienst spielt. Die KI basiert auf einer Vielzahl von Texten verschiedener Menschen und kann keine individuelle Beziehung aufbauen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Auswahl der Textgrundlage für die KI-generierten Inhalte sorgfältig erfolgen muss, um eine ausgewogene Meinungsbildung sicherzustellen und eine einseitige Darstellung zu vermeiden.

Es wurden unterschiedliche Meinungen zu dem experimentellen KI-Gottesdienst geäußert. Während einige Teilnehmer das technische Konzept als interessant empfanden, betonten andere die Bedeutung von Emotionen und Spiritualität in einem Gottesdienst. Es bleibt offen, wie sich der Einsatz von KI in der Religion weiterentwickeln wird und ob sie in Zukunft eine größere Rolle spielen wird.

Quelle: Kirchentag