Erdbebenwarnfunktion auf Android-Smartphones versagt: Google konnte türkische Einwohner nicht vor tödlichen Beben warnen
Vor einigen Jahren fügte Google seinem Android-Betriebssystem Erdbebenwarnungen hinzu. Doch die jüngste Tragödie in der Türkei hat gezeigt, dass sie unwirksam sind.
Was ist das?
Google behauptet, dass dieses Warnsystem die Nutzer eine Minute vor einem Erdbeben benachrichtigt. Das System funktioniert in Dutzenden von Ländern auf der ganzen Welt. Es nutzt ein ausgedehntes Netz von Android-Telefonen, die winzige Beschleunigungsmesser enthalten und Erschütterungen erkennen können. Wenn die Smartphones gleichzeitig zu zittern beginnen, kann Google das Epizentrum lokalisieren und die Stärke des Bebens abschätzen. Dies funktioniert bei Erdbeben der Stärke 4,5 oder höher.
Google sagt, dass die Warnungen während der schweren Erdbeben in der Türkei im Februar, bei denen mehr als 50.000 Menschen ums Leben kamen, funktioniert haben. Das erste Beben der Stärke 7,8 ereignete sich am frühen Morgen, und ein weiteres starkes Beben erschütterte die Gegend zur Mittagszeit.
BBC-Journalisten führten jedoch eine Untersuchung durch, besuchten drei Städte im Erdbebengebiet, befragten Hunderte von Menschen und stellten fest, dass fast keine Android-Smartphone-Nutzer zu dieser Zeit Warnungen erhielten. Der BBC gelang es, eine begrenzte Anzahl von Nutzern zu finden, die nur vor dem zweiten Erdbeben eine Warnung erhielten.
Google behauptet, dass das System am 6. Februar erfolgreich Warnungen an Millionen von Menschen gesendet hat. Der einzige Beweis war jedoch eine Datei mit 13 Beiträgen in sozialen Medien, in denen Menschen über die Warnungen sprachen. Die Verfasser der Beiträge schreiben jedoch meist über ein zweites Erdbeben, und einige sind sich nicht einmal ganz sicher, was damals tatsächlich passiert ist.
Quelle: BBC
Foto: Direct Relief