Assassin's Creed Shadows: Endlich etwas Neues oder nur Samurai statt Wikinger?

Ubisoft hat nicht nur das feudale Japan, sondern auch zwei Helden mitgebracht: ein Ninja-Mädchen für die Heimlichkeit und einen schwarzen Samurai für diejenigen, die das Katana lieber von Angesicht zu Angesicht schwingen

Von Irina Müller | gestern, 08:00

Ubisoft hat Assassin's Creed endlich ins feudale Japan gebracht - und es scheint eines der ernsthaftesten Experimente der Serie in den letzten Jahren zu sein. Zwei Protagonisten, zwei Spielstile: Naoe, eine flinke Shinobi (so nannte man damals Spione, heute nennt man sie Ninjas), die klassisches Stealth spielt. Und Yasuke ist ein mächtiger Samurai, der wie ein ungebremster Panzer in die Schlacht zieht. Der Ansatz ist interessant, die Atmosphäre des feudalen Japans ist wunderschön, und die Spielmechanik wurde spürbar verbessert, vor allem in Bezug auf die Kampfdynamik und die Interaktivität der Welt.

Ein Standbild aus der Zwischensequenz in Assassin's Creed Shadows
In Assassin's Creed Shadows übernimmt der Spieler die Rolle von zwei Charakteren: dem Samurai Yasuke und dem Shinobi Naoe. Abbildung: Ausschnitt aus einer Zwischensequenz im Spiel

Aber wie immer gibt es einige Nuancen. Einige Spieler fanden das Tempo der Geschichte zu abgehackt und die Struktur der Missionen manchmal zu repetitiv. Und es gab auch einige Kontroversen über die historische Genauigkeit (Yasuke war der erste dokumentierte Afrikaner in Japan, der als Daimyo für Odou Nobunaga diente), da ein Teil der Community aktiv darüber diskutierte, ob die Charaktere und der kulturelle Kontext schon vor der Veröffentlichung des Spiels kanonisch dargestellt wurden. Anstelle von Assassinen und Templern gibt es zwei Klans - Kakushiba Ikki bzw. Shinbakufu.

Schneller Übergang

Assassin's Creed springt seit so vielen Jahren durch historische Epochen, dass man an einer digitalen Universität problemlos einen Kurs in Weltgeschichte belegen könnte. Von den Kreuzzügen bis zu den Wikingern, vom revolutionären Frankreich bis zum antiken Griechenland - die Reihe hat die Spieler fleißig in die Kapuzen der verschiedenen Epochen gesteckt. Aber das feudale Japan? Es war der Traum eines jeden Fans, den Ubisoft mit Assassin's Creed Shadows endlich verwirklicht hat. Die Erwartungen sind hoch, die Diskussionen sind hitzig, und in der Zwischenzeit tauchen wir ein in die Frage, was sich im Vergleich zu den vorherigen Teilen geändert hat. Ist dies ein neuer großer Schritt für die Serie oder nur ein weiterer Open-World-Park, in dem man Bambusbären jagen kann?

Spielmechanik: Was hat sich geändert und wie neu ist es wirklich?

In Shadows kann man endlich auf dem Boden kriechen, Bambus atmen und an einem Haken wegrennen - Ubisoft fügt dem Stealth ein wenig Ninja-Fantasie hinzu. Ubisoft hat sich nicht nur dazu entschlossen, die Szenerie zu verändern, sondern auch das Wesen von Assassin's Creed auf den Kopf zu stellen. In Shadows besteht Stealth nicht mehr nur darin, in einem Gebüsch zu sitzen und darauf zu warten, dass die Wache geht. Jetzt gibt es einen echten Shinobi-Modus: Sie können auf dem Bauch auf dem Boden kriechen und fast mit dem Hintergrund verschmelzen. Für Fans des Stealth-Ansatzes ist das fast wie ein Geburtstagsgeschenk.

Die Krabbelmechanik ist einfach, aber effektiv. Jetzt duckt sich der Held nicht nur, sondern quetscht sich buchstäblich in den Boden, um in enge Passagen zu gelangen, unbemerkt zu bleiben oder einfach episch auszusehen. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung der "Shinobi-Fantasie", die uns in den Trailern vorgesetzt wurde. Allerdings werden sich mehr Charaktere über endlose Dächer bewegen als über Büsche, wie bisher. Nur sind es jetzt hauptsächlich die Dächer von Pagoden.

Stealth-Mechanismen in Assassin's Creed Shadows
Stealth-Mechanik. Illustration: Ubisoft

Eine weitere Neuerung ist die Wasserschleiche. Ins Schilf zu schwimmen, durch ein Bambusrohr zu atmen und zu warten, bis sich alles beruhigt hat, ist nicht länger eine Szene aus einem Ninja-Film, sondern eine ganz normale Spieltaktik. Das ist besonders nützlich, wenn man einem Kampf aus dem Weg gehen will, aber der Sumpf um einen herum ist und man keine Lust hat, umzukehren.

Die Entwickler haben auch einen Haken eingebaut. Und ich möchte sagen: endlich. Vertikale Bewegungen sehen nicht mehr wie Schwerstarbeit aus: Man greift einfach zu und schon ist man auf dem Dach. Das ist kein "Klettern wie immer" - es ist schnell, dynamisch und vor allem praktisch für die Flucht, wenn etwas schief geht (und das wird es).

Das Adlerauge ist wieder da, und das Interessanteste daran ist, dass es nur Naoe zur Verfügung steht. Sie ist nun die Einzige, die über dieses charakteristische Merkmal der Serie verfügt. Anstatt sofort die gesamte Menge der NSCs zu sehen, erhält der Spieler ein zurückhaltenderes, aber genaueres System: Feinde leuchten rot, Verbündete leuchten orange.

Feinde sind rot hervorgehoben, Verbündete orange
Feinde werden rot hervorgehoben, Verbündete orange. Screenshot: YouTube-канал MKIceAndFire

Um den Spieler nicht völlig mit der feindlichen Welt allein zu lassen, wurde ein neuer Modus eingeführt -"Beobachtung". Er steht beiden Helden zur Verfügung und erlaubt es, die Kamera manuell zu steuern, Feinde und Objekte zu markieren und sich gleichzeitig ein wenig wie ein Stratege zu fühlen. Die Funktion des Spähadlers, der in Origins oder Valhalla herumflog und alles zeigte, wurde abgeschafft. Jetzt müssen Sie Informationen mit Ihren Füßen, Ihren Augen und ein wenig mit Ihrem Kopf sammeln.

Aber die Erkundung endet hier noch nicht. Shadows verfügt über ein vollwertiges Spionagenetz. Du kannst es aufrüsten, verwalten und Daten sammeln, noch bevor es an der Zeit ist, mit einem Katana einzugreifen. Diese Metagame-Ebene fügt dem Spiel eine neue Strategie hinzu - jetzt musst du nicht nur den Weg zur Burg planen, sondern auch, was du über sie weißt.

Und das ist noch nicht alles. Jetzt ist der Schatten nicht mehr nur ein dunkler Fleck auf der Textur. Wenn Naoe sich im Dunkeln versteckt, vor allem nachts, verschwindet sie buchstäblich für die Feinde. Und das ist keine Magie, sondern eine neue Spielmechanik. Lichtquellen können mit Shuriken ausgelöscht werden, was den Ort in eine eigene improvisierte Stealth-Arena verwandelt.

Das Wetter hat einen erheblichen Einfluss auf das Spielgeschehen
Das Wetter hat einen erheblichen Einfluss auf das Gameplay. Illustration: Ubisoft

Ubisoft hat auch das Wetter aufgemotzt. Die Jahreszeiten ändern sich, genau wie im Leben, und das ist nicht nur Kosmetik. Schnee erschwert die Fortbewegung, zugefrorene Tümpel werden zu provisorischen Brücken, und Regen oder Nacht verändern die Chancen, sich unentdeckt einzuschleichen, erheblich. Mit anderen Worten: Die Umgebung wird zu einem aktiven Mitspieler im Spiel.

Tabelle: Vergleich der wichtigsten Gameplay-Mechanismen in Assassin's Creed Shadows mit früheren Spielen

Funktion Assassin's Creed Shadows Beispiel für ein früheres Spiel Hauptunterschied
Krabbeln. Die Spieler können am Boden entlang kriechen, um ihr Profil zu senken und Zugang zu kleinen Öffnungen zu erhalten. Assassin's Creed Walhalla Bietet eine neue, detaillierte Ebene der Schleichbewegung, die es in früheren Spielen nicht gab.
Durchqueren von seichtem Wasser Spieler können sich mit einem Bambusatemgerät durch seichtes Wasser bewegen. Assassin's Creed IV: Black Flag Führt eine einzigartige, umgebungsspezifische Methode des Schleichens und Ausweichens unter Wasser ein.
Greifhaken Ermöglicht schnelle vertikale Bewegungen und schnelle Fluchtwege. Assassin's Creed Syndicate Bietet eine schnellere und vielseitigere Methode zur vertikalen Navigation als das traditionelle Klettern.
Adlersicht Exklusiv für Naoe; hebt Feinde in Rot und Verbündete in Orange hervor, zeigt nicht alle NSCs durch Wände hindurch an. Assassin's Creed: Origins Wechselt zu einem anspruchsvolleren Stealth-Erlebnis, das mehr Vertrauen in die visuelle Beobachtung erfordert.
Beobachtungsmodus. Ermöglicht es dem Spieler, schnell Informationen zu sammeln, Feinde und Ziele zu markieren und Erkundungen von Aussichtspunkten aus durchzuführen. Assassin's Creed: Origins Ersetzt die Aufklärungsfunktion des Adlerbegleiters und konzentriert sich auf die vom Spieler gesteuerte Aufklärungsfunktion.
Dynamische Tarnung in den Schatten Wenn Naoe sich im Schatten versteckt, wird sie nachts für Feinde völlig unsichtbar; Lichtquellen können zur Tarnung manipuliert werden. Assassin's Creed: Unity Erhöht die Stealth-Fähigkeit beträchtlich, so dass Umgebungswahrnehmung und -manipulation für die Tarnung entscheidend sind.
Einfluss der Jahreszeit/des Wetters auf das Gameplay Der vollständige Jahreszeiten-Zyklus und dynamische Wetterbedingungen (z. B. Schnee, gefrorene Gräben) wirken sich direkt auf die Fähigkeit aus, sich zu bewegen und Missionen zu erfüllen. Assassin's Creed III. führt ein hohes Maß an Dynamik und Unvorhersehbarkeit in der Umgebung ein und zwingt die Spieler, ihre Strategien anzupassen. Auch wenn in den vorherigen Spielen das Wetter eine Rolle spielte, ist der jahreszeitliche Einfluss ein wesentlicher Unterschied.

Handlung und Charaktere: die gute alte Rache

Assassin's Creed Shadows wirft uns ins 16. Jahrhundert zurück - genau zum Ende der Sengoku-Ära, als in Japan alles brannte, kämpfte und die Grenzen öfter neu gezogen wurden, als Ubisoft sein Logo wechselte. Dies ist die Zeit, in der politische Intrigen, interne Kriege und Machtkämpfe nicht nur ein Hintergrund, sondern ein vollwertiges Spielgefühl sind. Und wenn es für die Assassin's-Creed-Reihe überhaupt "einheimische" Themen gibt, dann passt Sengoku-Japan dazu wie ein Shuriken zum Gürtel.

Ubisoft hat sich dem Setting überraschenderweise nicht nur vom Stil her genähert, sondern auch mit kulturellem Respekt. Nachdem die japanische Community Bedenken geäußert hatte, fügte das Unternehmen sofort einen Day-One-Patch hinzu, der das Mobiliar in Tempeln und Schreinen unzerstörbar machte (ja, man kann nicht mehr die Stärke jedes Katana-Ständers testen) und außerdem dafür sorgte, dass unbewaffnete NSCs an heiligen Orten keine Blutpixel ausbluten, wenn sie angegriffen werden. Wer hätte das gedacht? Ubisoft hört zu - 2025 ist also doch nicht umsonst.

Und für diejenigen, die nicht nur gerne das Katana schwingen, sondern auch in die Geschichte eintauchen wollen, hat Shadows den"Code of Cultural Discovery" mitgebracht. Dabei handelt es sich nicht nur um Texteinblendungen, sondern um eine ganze Enzyklopädie über die Azuchi-Momoyama-Zeit: mit Geschichte, Kunst und kulturellen Nuancen. Pädagogische Inhalte gibt es jetzt mit Shurikens.

Ubisoft hat sich für zwei Hauptfiguren entschieden, und die Handlung von Assassin's Creed Shadows dreht sich um ihre sich kreuzenden Wege. Naoe ist eine Shinobi, deren Heimatprovinz zerstört wurde, und so spielt sie das Spiel auf Rache und Schatten. Yasuke ist ein Afrikaner, der vom Sklaven zum Samurai aufgestiegen ist und Odu Nobunago dient. Seine Geschichte handelt von Ehre, Loyalität und Überleben in der grausamen Welt des feudalen Japan.

Für diejenigen, die mehr wissen wollen: Die Iga-Provinz und die Shinobi

Historische Provinz Iga auf der Karte von Japan
Die Iga-Provinz auf einer Karte von Japan. Illustration: Wikipedia

Iga ist eine historische Provinz in Japan, die in der heutigen Präfektur Mie liegt. Während der Sengoku-Periode (15.-16. Jahrhundert) wurde Iga (zusammen mit einer anderen Provinz, Koga) zu einem legendären Zentrum des Ninjutsu, der Kampfkunst der Schattenkrieger, damals Shinobi genannt. Aufgrund des bergigen Geländes und der Abgeschiedenheit war die Region ideal für die Ausbildung von Agenten in Spionage, Sabotage und Guerilla-Kriegsführung. Die Shinobi von Iga waren bekannt für ihre Disziplin, ihre Fähigkeiten in den Bereichen Tarnung, Fallenstellen, Waffen und Aufklärung. Ihre Techniken und ihre Organisation bildeten die Grundlage für das mythologisierte Bild der Ninja. Die berühmteste Konfrontation war die zwischen den Iga und den Truppen von Oda Nobunaga, die 1581 mit einer brutalen Invasion und der Zerstreuung der Clans endete. Man muss jedoch wissen, dass es sich dabei um bewaffnete Bauern handelte, die keine Chance hatten, einen Kampf gegen einen Samurai zu gewinnen. Daher zogen sie es vor, den Samurai in den Rücken zu fallen und wurden meist als Spione eingesetzt.

Die Themen Rache, Ehre und persönliche Überzeugungen werden durch den Kontrast zwischen den beiden Figuren entwickelt. Naoe und Yasuke betrachten dieselben Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln - der eine als Meuchelmörder aus dem Schatten heraus, der andere als mächtiger Kämpfer, der in der ersten Reihe eines jeden Kampfes steht. Das verleiht dem Spiel mehr Tiefe, und je nachdem, welche Perspektive wir einnehmen, nimmt die Handlung andere Schattierungen an.

Letztendlich spielt Ubisoft wieder mit bekannten Themen: persönliche Rache, der Weg zur Gerechtigkeit, die Wahl zwischen Ehre und Überleben. Das Setting des feudalen Japans und die einzigartige Herkunft der Charaktere können diese Geschichte jedoch interessanter machen als das übliche "Teenager findet eine versteckte Klinge und wird zum Mega-Killer". Wenn sie es richtig machen, wird es eine der besten Geschichten in der Serie sein. Wenn nicht, werden wir eine weitere "Rache-Quest" bekommen, die jeder nach dem Abspann vergessen wird.

Charaktere: Duales Protagonistensystem - Naoe und Yasuke

In Assassin's Creed Shadows hat Ubisoft endlich begriffen, dass zwei Protagonisten interessanter sind als einer, vor allem, wenn einer ein Schatten und der andere ein Rammbock ist. Und obwohl dies nicht der erste Versuch der Serie ist, mit mehreren Stimmen zu spielen, geschieht dies im großen Stil - in der einen Ecke des Rings steht der Stealth-Ninja Naoe, in der anderen Yasuke, ein Samurai, der sich nicht zu verstecken braucht, weil alle um ihn herum bereits wissen, dass es wehtun wird.

Naoe ist ein Shinobi, der in den Schatten verschwinden, auf dem Boden kriechen und alle möglichen "Kleinigkeiten für die Stille" einsetzen kann: Rauchbomben, Shuriken, Glocken zur Ablenkung, Kunai-Wurfmesser - wie ein Set für einen Abendspaziergang. Sie hat Zugang zum klassischen Adlerblick (jetzt exklusiv), so dass sie sehen kann, vor wem sie sich in Acht nehmen und wen sie ausnutzen muss. Ihr Stil ist schnell, leise und ohne Chance auf eine Reaktion. Katana für Angriffe durch die Schiebetüren der Shoji? E. Kusarigama für flexible Massensäuberung? Abgehakt. Eine versteckte Assassinenklinge für ein elegantes Ende eines Kampfes? Ja, natürlich. Und ihr Parkour ist so geschmeidig, dass Unity-Fans schon jetzt ein paar Tränen wegwischen.

Shinobi Naoe aus Assassin's Creed Shadows
Oben. Screenshot aus Assassin's Creed Shadows

Yasuke ist das komplette Gegenteil. Stealth? Davon habe ich noch nie gehört. Er betritt den Innenhof wie ein aufgerüsteter Rammbock und verwandelt die Kampfszene sofort in eine Nachstellung der Schlacht von Sekigahara. Ein langes Katana, eine Naginata, ein Kanabo, ein Yumi-Bogen, sogar ein Teppo-Gewehr - er hat ein Arsenal wie ein Waffenladen. Und das Wichtigste: Er blockt Angriffe ab wie ein Panzer, der eine "Gegenangriff"-Taste bekommen hat. Er arbeitet nicht im Verborgenen, und das hat er auch nicht nötig - sein Spielstil ist so geradlinig, dass er das Wort "Taktik" nur mit der Position vor dem finalen Schlag in Verbindung bringt.

Samurai Yasuke aus Assassin's Creed Shadows
Yasuke. Screenshot aus Assassin's Creed Shadows

Sie können zwischen ihnen wechseln, aber nicht sofort - die Funktion wird erst im Laufe der Handlung freigeschaltet. In den meisten Missionen haben Sie die freie Wahl, aber manchmal entscheidet das Spiel, welcher von ihnen besser in die Schlacht zu werfen ist. Als Ergebnis haben wir zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an die Passage: Sie können im Schatten stehen oder Ruinen hinterlassen. Die bisherigen Kritiken zeigen, dass es interessanter ist, als Naoe zu spielen - das klassische Stealth, das man aus den besten Tagen der Serie kennt, ist zurück.

Dieses System bietet mehr Variabilität als in den vorangegangenen Teilen, in denen es eine maximale Auswahl gab: "Anschleichen" oder "einfach losziehen und kämpfen".

Mit einem Wort: Ubisoft hat sich entschieden, keine neue Formel zu erfinden, sondern zwei gegensätzliche Archetypen in ein Spiel zu packen und uns die Möglichkeit zu geben, zu wählen, wer wir sein wollen: ein Schatten, der spurlos tötet, oder ein Sturm in Rüstung, der nichts verbirgt, aber alles zerstört.

Tabelle: Vergleich der Spielstile von Naoe und Yasuke

Eigenschaft Naoe (Shinobi) Yasuke (Samurai)
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Gameplay Schleichen, Beweglichkeit, Infiltration Direkter Kampf, Stärke
Besondere Stärken Versteckte Bewegung, Ablenkung, schnelle Tötungen Stärke, Blocken, starke Angriffe, Kontrolle über die Menge
Einzigartige Fähigkeiten Kriechen, Schattenschleichen, spezielle Shinobi-Werkzeuge, Adlersicht Angriffe blocken
Bevorzugte Waffentypen Katana, Kusarigama, Tanto und versteckte Klinge Langes Katana, Naginata, Kanabo, Yumi-Bogen, Teppo-Gewehr
Bewegungsstil Agil, parkourorientiert, nutzt den Haken ausgiebig zum Greifen Eher bodenständig, weniger Wert auf vertikale Flexibilität
Tarnfähigkeiten Sehr geschickt, zahlreiche Werkzeuge und die Fähigkeit, unentdeckt zu bleiben Weniger betont, komplexer aufgrund der Größe und der Konzentration auf den direkten Einsatz
Kampffähigkeiten Schnelle Angriffe, Ausweichmanöver, verwundbar bei längerer direkter Konfrontation Starke Angriffe, starke Verteidigung, Fähigkeit, den Kampf aufrechtzuerhalten

Entwicklung der Kampf- und Stealth-Mechanik

Ubisoft hat sich entschieden, dass die Kämpfe in Assassin's Creed Shadows nicht nur spektakulär, sondern auch ein bisschen zäh sein sollten. Statt gedankenlos auf die Angriffstaste zu klicken, gibt es jetzt "Posenangriffe" - du hältst die Taste gedrückt, baust Wut (oder Stärke) auf, und wenn du sie triffst, wird der Block des Gegners gespeichert. Leichte Angriffe sind schneller, schwere Angriffe sind stärker. Und dann gibt es nochden "verwundbaren Zustand": Wenn man perfekt ausweicht, öffnet sich ein kurzes Zeitfenster für Gegenangriffe, in das man am besten mit einem Ausweichangriff hineinfliegt - je nach Stil entweder mit einem Posenangriff oder einer aktiven Fähigkeit.

Das Parieren von Yasuke und Naoe funktioniert unterschiedlich. Yasukes Parade ist einfach: Er lenkt den Angriff ab, wirft ihn zurück, und während sich der Gegner noch wundert, was passiert ist, bringt er ihn zu Ende. Naoe ist raffinierter: Sie weicht zur Seite aus, öffnet die Flanke des Feindes... aber sie kann auch ein Bajonett in den Rücken bekommen, wenn sie nicht auf die Menge achtet. Da es hier viele Feinde gibt, sind sie unterschiedlich und nicht dumm. Es gibt "blaue Angriffe" - eine Reihe von Schlägen, die nacheinander pariert werden müssen, und es gibt "rote Angriffe", vor denen man weglaufen sollte - ausweichen, weil es sonst weh tut. Obwohl der Kampf schwieriger geworden ist, sagen die Spieler, er sei angenehm schwierig. Es ist weniger Arcade, sondern eher so, als ob man richtig zuschlagen würde. Aber RPG-Elemente sind immer noch vorhanden - kritischer Schaden erinnert einen manchmal daran, dass man sich in Zahlen und nicht in der realen Welt befindet.

Noch interessanter ist die Situation bei der Tarnung. Ubisoft scheint sich endlich daran erinnert zu haben, wo die Serie begonnen hat, und hat Naoe im Schatten fast unsichtbar gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wo ein Schatten ist, da ist auch ein Versteck. Wenn nötig, kannst du selbst einen Schatten erzeugen, indem du das Licht mit Shurikens auslöschst. Wir haben auch eine neue Pose hinzugefügt - liegend. Nicht für Fotoshootings, sondern um unter einem Zaun durchzukriechen, sich auf Dächern zu verstecken oder sogar im Wasser, Bambus ist nicht enthalten, aber es wäre logisch. In dieser Position kann sich Naoe sogar umdrehen, wenn sie ihre Position schnell ändern muss.

Dank ihrer kleinen Statur kann sie sich buchstäblich in Ritzen zwängen, sich in engen Schränken verstecken und Feinde aus dem Hinterhalt angreifen wie ein echter Shinobi.

Das Ergreifen von Feinden erfolgt jetzt manuell - greifen und ziehen.

Es gibt keine automatische Zielerfassung - nur dich, deinen Körper und das kleinste Geräusch, das alles zunichte machen kann.

Und die Feinde sind aufgepumpt. Sie sehen dich (wenn sie dich sehen, denn auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad sehen/hören sie manchmal nicht, wenn du deinen Kollegen direkt neben ihnen tötest, oder sie reagieren überhaupt nicht auf Blutflecken) und jagen dich. Wenn sie weglaufen, suchen sie paarweise nach ihnen, und sie fallen nicht so leicht auf Pfeifen herein.

Samurai können sogar einen Stich in den Rücken abwehren und Verstecke überprüfen.

Kurz gesagt, es gibt keine Gratisgeschenke mehr. Und obwohl Shadows eindeutig zu den Wurzeln der Serie zurückkehren will, wie es Mirage tat, sind nicht alle Spieler glücklich darüber: Man muss aus dem Schatten treten, um ernsthaften Schaden anzurichten. Und das unterbricht das Tempo des Schleichspiels ein wenig.

Es gibt kein soziales Stealth im Spiel - das mit den Menschenmengen, den Bänken und dem Aufgehen im Stadtlärm. Und für manche ist das ein Nachteil. Denn ein Schatten zu sein ist cool. Aber ein Schatten in einer Menschenmenge zu sein, ist noch cooler.

Die Erkundung der offenen Welt

Die Entwickler kamen zu dem Schluss, dass eine mit Symbolen übersäte Karte keine offene Welt ist, sondern eine Checkliste mit GPS. Deshalb hat sich Assassin's Creed Shadows für einen anderen Ansatz entschieden: Zu Beginn sieht man nur die Namen der Regionen und ein paar Hinweise auf interessante Orte. Es gibt keine Hinweise wie "hier ist eine Truhe, hier ist ein NPC, hier ist deine Aufgabe" - jetzt musst du alles mit deinen Füßen und Augen finden. Und nicht nur finden, sondern auch erkunden.

Die Beobachtungsmechanik ist zur neuen Norm für Synchronisationspunkte geworden. Hast du den Turm erklommen? Gut für dich. Aber anstatt automatisch die Hälfte der Karte zu öffnen, müssen Sie das Adlerauge einschalten und die Kamera wie ein Tourist mit einer Drohne bewegen. Sie müssen die Objekte sehen und sie manuell markieren. Besonders pikant ist es, wenn sich der Synchronisationspunkt mitten im feindlichen Lager befindet. Wenn Sie die Chance ergreifen, öffnen Sie ihn. Wenn Sie es nicht tun, schauen Sie aus sicherer Entfernung zu, wie es jemand anderes auf YouTube tut.

Die Welt von Shadows ist eine echte Landschaft mit Bergen, Schluchten, Wasserfällen und tückischen Ecken.

Damit du dich in all dieser natürlichen Vielfalt nicht verirrst, kannst du den Pathfinder aktivieren, ein Navigationsinstrument, das dir den Weg zu den Markierungen zeigt, während du auf deinem Pferd reitest. Aber auch hier liegt alles in den Händen des Reiters.

Anstelle einer Standard-Questliste gibt es ein"Goal Board"- ein praktischeres, visuell organisiertes System für diejenigen, die verstehen wollen, was sie tun und mit wem sie sich nicht geeinigt haben. Außerdem gibt es in der ganzen Welt verstreute Kakurega - eine Art Ninja-Verstecke: Hier kann man seine Vorräte auffüllen, seine Ausrüstung sortieren, Spione verwalten und sich teleportieren, wenn man wirklich faul ist.

Ein Fragment der Tortafel
Ein Fragment der Tortafel. Screenshot: YouTube-Kanal MKIceAndFire

Diese Welt sieht nicht riesig aus: Sie ist kleiner als Odyssey oder Valhalla und in etwa vergleichbar mit Origins. Aber es gibt weniger Müll. Nicht jeder Ort hier ist "nur eine weitere Höhle mit Wölfen". Generell versucht Ubisoft, die Welt intelligenter zu gestalten, nicht größer. Weniger Icons, mehr Intuition. Weniger "folge der Markierung", mehr "was ist hinter dem Hügel". Und im Jahr 2025 hört sich das für manche wie ein frischer Wind an. Oder zumindest wie der sonore Klang eines Shuriken an einer Bambuswand.

Nutzerreaktionen und Stimmungsanalyse

Assassin's Creed Shadows hat zum Start einen klassischen Cocktail an Reaktionen gesammelt: Kritiker sind begeistert, Spieler haben gemischte Gefühle, Steam zeigt"Sehr positiv" an, Metacritic-Nutzer drücken zähneknirschend auf 5,9 (professionelle Kritiker geben eine Wertung von 81). Kurzum: Für die einen ist es ein "japanischer Schleichroman", für die anderen "nur ein weiterer Grind-Simulator mit Beute und Shuriken".

Poster mit Spielergebnissen von verschiedenen Seiten
Poster mit Spielwertungen von verschiedenen Websites. Illustration: Ubisoft

81 % positive Bewertungen auf Steam sind beeindruckend, insbesondere vor dem Hintergrund von 9.000 (zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung) Bewertungen. Die Leute loben die Atmosphäre: das feudale Japan, die atemberaubende Grafik, die Ästhetik auf dem Niveau von "mach das zu deinem Desktop-Hintergrund". Die Aufteilung in zwei Protagonisten kommt auch ins Spiel - sie sagen, dass jeder Spieler seinen eigenen Stil finden wird: Wenn du ein Schatten sein willst, nimm Naoe, wenn du Zäune und Menschen zerstören willst, nimm Yasuke. Sie erwähnen interessante Charaktere, verbesserte Stealth-Möglichkeiten (jetzt muss man wirklich nachdenken), ein Kampfsystem mit Schlagkraft und die Tatsache, dass die Karte nicht auf die Größe von Grönland aufgeblasen wird - das scheint eine Erleichterung zu sein. Sie lobten auch die kulturelle Sensibilität: Ubisoft hat versucht, Japan ohne den westlichen "Anime-Filter" darzustellen, und das wurde auch bemerkt.

Aber auf der anderen Seite sind die Leute nicht still. Es ist ein Klassiker des Genres: langweiliger Grind, Ein-Personen-Quests, Mikrotransaktionen, die aussehen wie ein Mönch in einem Shinto-Tempel. Einige Spieler spucken auf den Kampf, weil er zu einfach ist. Andere beschweren sich darüber, dass man sich immer noch verraten muss, wenn man aus der Deckung heraus Schaden anrichten will - kritische Treffer funktionieren sonst nicht, und das verdirbt die ganze "Ninja-Atmosphäre".

Es gibt auch Beschwerden über die Handlung: ein langweiliges Tempo, viele Namen, Clans und politisches Durcheinander - für diejenigen, die die japanische Geschichte nicht kennen, ist es, als würde man eine Fernsehserie in der Mitte der dritten Staffel sehen. Parkour wurde mit den alten Teilen verglichen - nicht zu Gunsten von Shadows. Und Yasuke ist ein Charakter, über den in den Kommentaren viel gespottet wird: Die einen sind begeistert von seiner Kampfkraft, die anderen sehen in ihm den Versuch von Ubisoft, die Geschichte "multikultureller" zu machen, als sie sein müsste. Einige fühlen sich unwohl in seiner Rolle, weil das Gameplay "hölzern" ist, und andere, weil die historische Figur mehr Fragen als Antworten aufwirft.

Shadows ist nicht nur ein weiterer Teil der Serie, sondern fast schon ein soziales Experiment.

Die einen sehen es als Evolution, die anderen als Marketing-Kaleidoskop auf den Knochen der Klassiker. Aber eines ist sicher: Es gibt keine gleichgültigen Menschen. Das bedeutet, dass Ubisoft es geschafft hat, etwas zu berühren. Eine andere Frage ist, wer, wo und warum.

Tabelle: Zusammenfassung der Benutzereinstellungen zu Assassin's Creed Shadows

Aspekt des Spiels Positive Stimmung überwiegt Negative Gefühle überwiegen
Grafik. Umwerfend, schön, visuell beeindruckend Nicht bemerkt
Geschichte/Erzählung Fesselnde Hauptfiguren Einfache Handlung, klobige Erzählung, Probleme mit dem Tempo, potenzielle Unzusammenhängendheit aufgrund der historischen Komplexität
Spielmechanik Gut durchdacht, abwechslungsreiche Stealth- und Kampftechniken, verschiedene Spielstile des Protagonisten Langwieriges Grinding, Potenzial für sich wiederholende Schleifen
Schleichen. Fortgeschritten, erfordert Anstrengung und strategisches Denken Erfordert oft das Durchbrechen der Unsichtbarkeit für kritische Treffer, keine soziale Unsichtbarkeit
Kämpfe Eindrucksvoll, gewichtig, weniger "cartoonhaft" Einfach, langweilig für manche Benutzer
Offene Welt/Erkundung Schöne japanische Ästhetik, fesselnde Atmosphäre, überschaubare Kartengröße, regt zum Entdecken an Nicht bemerkt
Charaktere (Naoe und Yasuke) Faszinierend, gut ausgearbeitet Kontroverse über die historische Darstellung von Yasuke, Yasukes Geschichte wirkt unbeholfen
Monetarisierung Nicht bemerkt Vorhandensein von Mikrotransaktionen

In der trockenen Bilanz

Assassin's Creed Shadows ist nicht nur ein neuer Teil der Serie, sondern fast schon eine Bewerbung für ein Reboot mit Samurai-Ninja-Einschlag. Ubisoft hat in die Richtung geschossen, die sich Fans seit Jahren wünschen - feudales Japan, Schwerter, Schatten, Bambus und zwei Helden mit eigenem Gameplay-Temperament: Naoe, der stille Tod in den Schatten, und Yasuke, ein wandelndes Erdbeben in Rüstung.

Naoe und Yasuke gehen in den Sonnenuntergang
Naoe und Yasuke gehen in den Sonnenuntergang. Illustration: Ubisoft

Das Spiel erfreut mit einer Reihe von Verbesserungen: Die Bewegungen sind lebendiger geworden, das Kampfsystem ist schwerer, und Stealth ist endlich nicht mehr nur das Kauern im Gebüsch. Auch die offene Welt ist umstritten: Ist hier alles auf Erkundung und Abenteuer ausgelegt oder auf das Abräumen von 150 Symbolen auf der Karte?

Die Kritiker spielen das Applaus-Spiel - Steam sagt, es sei gut, die Presse liebt es. Aber die Spieler sind sich nicht so sicher: Die Atmosphäre ist großartig. Die Charaktere? Charismatisch. Spielmechanik? - Wiederbelebt. Aber die Erzählung ist festgefahren, manchmal hat man das Gefühl, ein bekanntes Grindhouse-Déjà-vu zu erleben, einige der Quests sind sehr eintönig, und Yasukes historische Interpretation wirft bei einigen Zuschauern Fragen auf. Eine andere Frage ist, wo sind die Attentäter und die Templer? Man hört kaum von ihnen (es gibt einen eigenen kurzen Questzweig in Naoe) - stattdessen gibt es kakushiba-ikki und shinbakufu.

Im Ergebnis haben wir ein Spiel, das zu überraschen weiß, aber nicht immer ins Schwarze trifft. Es balanciert zwischen respektvollem Fanservice und riskanten Entscheidungen. Und obwohl Shadows noch nicht das Spiel ist, das alles verändert hat, hat es die Serie definitiv weitergebracht. Und das ist viel besser als ein weiterer Valhalla-Klon mit einem anderen Schwert und denselben Quests.

Für alle, die mehr wissen wollen