Deutschland will die Effizienz von Militärpanzern durch Umstellung auf Wasserstoffmotoren verbessern

Von: Koch | 11.07.2023, 12:02

Mit dem Aufkommen von sauberer Energie und Nachhaltigkeit suchen verschiedene Industriezweige auf der ganzen Welt nach Möglichkeiten, ihren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern. Eine dieser Branchen ist die Militärindustrie, insbesondere die Bundeswehr, die bis 2045 klimaneutral werden soll. Als Teil dieses Übergangs erweist sich die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie als Wegbereiter mit weitreichenden Auswirkungen über die Umweltfreundlichkeit hinaus.

Was bekannt ist

Carsten Pinkwart, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut und Professor an der Fachhochschule Karlsruhe, hält die Kombination aus Wasserstoff-Brennstoffzelle und Lithium-Batterie für die ideale Energiekombination für militärische Panzer. Der moderne dieselbetriebene Kampfpanzer Leopard ist wegen seiner Wärmestrahlung, seines Lärms und seiner Abgase vor feindlichen Truppen nur schwer zu verbergen. Die Wasserstoff-Brennstoffzelle bietet jedoch eine taktisch bessere Tarnung, da sie Wasser als Abgas produziert, keine beweglichen Teile hat und keine Wärme abstrahlt. Dies verschafft dem Militär einen taktischen Vorteil. Die deutschen Streitkräfte sind für ihre Fahrzeuge auf Diesel und Benzin angewiesen, was eine große Gefahr darstellt, wie die Aggression Russlands gegen die Ukraine gezeigt hat, wo die Rohstoffe weitgehend von Despoten kontrolliert werden. Die grüne Energiewende wird strategisch wichtig und potenziell militärisch notwendig, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Verteidigungsfähigkeit der Streitkräfte zu verbessern, wie Stefan Bayer, Leiter des Deutschen Instituts für Wehrtechnik und Strategische Forschung (Gids), betont. Die grüne Transformation ist jedoch mit Schwierigkeiten behaftet. Die NATO verfolgt derzeit eine "Ein-Kraftstoff-Strategie", um eine ununterbrochene Versorgung aller Systeme zu gewährleisten, einschließlich eines Systems unterirdischer Pipelines für den Kraftstoff. Und es sollte nicht vergessen werden, dass die Umstellung auf umweltfreundlichere Alternativen wie Wasserstoff oder Elektrizität mit noch nie dagewesenen logistischen Herausforderungen verbunden wäre. Ein weiteres Problem ist die geringe Energiedichte von Wasserstoff im Verhältnis zum Volumen, was eine komplexere Lager- und Transportlogistik erfordert. Dennoch sind Fortschritte zu verzeichnen. Der erfolgreiche Einsatz von Photovoltaik- und Windkraftanlagen durch die Bundeswehr in Mali und Niger, durch den 450.000 Liter Dieselkraftstoff pro Jahr eingespart werden konnten, zeigt die Machbarkeit erneuerbarer Energien im militärischen Bereich.

Die zivile Infrastruktur, von der das Militär abhängig ist, ist ein kritischer Faktor. In dem Maße, in dem sich die zivilen Strukturen auf grüne Technologien umstellen, wird sich auch das Militär zwangsläufig darauf einstellen müssen. In diesem Zusammenhang könnte der mögliche Umstieg der Bundeswehr auf Wasserstoff beschleunigt werden, wenn ihre Fahrzeuge, wie der Unimog von Daimler Trucks, mit reinen Wasserstoffverbrennungsmotoren angeboten werden.

 Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen wird geschätzt, dass eine vollständige Umstellung auf nicht-fossile Kraftstoffe zwischen 30 und 40 Jahren dauern würde, so der Gids-Chef. Dies wird wahrscheinlich einen Mix aus verschiedenen Energiequellen erfordern, und die Bundeswehr muss jetzt mit dem grünen Übergang beginnen.

 Trotz der Herausforderungen hat die Bundeswehr eine klare Chance, eine treibende Kraft bei der Technologieentwicklung zu werden. Durch die Schaffung einer Marktnachfrage wird dies wiederum Anreize für die Wasserstoffproduktion schaffen, ähnlich wie beim US-Militär. Diese Anfangsinvestition in Wasserstoff könnte später zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) genutzt werden, wobei der Wasserstoff direkt in der Brennstoffzelle verwendet wird.

Der Übergang zu Wasserstoff-Brennstoffzellen bietet eine zuverlässige, taktisch vorteilhafte und umweltfreundliche Lösung für militärische Panzer. Da die Welt mit den Herausforderungen des Klimawandels zu kämpfen hat, müssen auch Branchen wie das Militär nachhaltige Lösungen finden, und der mögliche Übergang der Bundeswehr ist ein Beispiel für Fortschritte in diesem Bereich.

Quelle: energynews.biz